die Art und Weise, wie sie Informationen verarbeiten“, erläutert Dr. Tanja Andor. „Angstpatienten lenken viel ihrer Auf- merksamkeit auf mögliche Gefahren. Sie vermuten sogar Gefahr in ganz neutralen Situationen, wie bei der Fahrt in eine un- bekannte Stadt, in der sie sich nicht ausken- nen. Sie sind sofort unsicher. Wir nennen das ‚geringe Unsicherheitstoleranz‘. Un- sichere Situationen belasten diese Menschen sehr schnell, es ängstigt sie und führt dazu, dass sie sich Sorgen machen.“ Der Teufelskreis beginnt Betroffene neigen also dazu, auf Unsicher- heit mit Sorgen zu reagieren. Und es kommt noch eine weitere Komponente dazu. „ Diese Menschen haben die positive Erwartung, dass Sorgen auch sinnvoll sein können“, so Dr. Tanja Andor weiter. Sie hoffen, dass die Sorgen sie gut auf mögliche Gefahren vor- bereiten und sich Probleme so lösen lassen. „Aufgrund dieser positiven Erwartung wird das Sorgen positiv verstärkt.“ Typische Reaktionen auf die Sorgen Das Gefühl der Unkontrollierbarkeit der Sorgen nimmt alles ein. Betrof- fene versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Sie beginnen, sich rückzuversichern: Sie ge- hen oft zum Arzt, um schwere Krankheiten aus zuschließen. Rufen den Partner direkt an, wenn er zehn Minuten zu spät nach Hause kommt, um sicher zu sein, dass er keinen Unfall hatte. Oder sie unterdrücken die Ge- danken. Doch je mehr sie das versuchen, desto eher kommen sie wieder. Ein ver- meintlich anderer Ausweg ist, den Angstauslösern aus- zuweichen: Betroffene lesen zum Beispiel keine Zeitung mehr, um keine schlechten Nachrichten zu erfahren. Mehr und mehr schränken sie ihr Leben ein. „All das wirkt vielleicht kurzfristig“, erläutert Dr. Tanja Andor. „Aber langfristig füttern Betroffene ihre Angst, weil sie sich so intensiv mit ihr beschäftigen. Die Sorgen kommen wieder und der Teufelskreis schließt sich.“ Schwierige Diagnose Die wochen- oder monatelang andauern- den angstvollen Erwartungen führen zu körperlichen Beschwerden wie Schlafstö- rungen, Herzschmerzen, Ruhelosigkeit und sorgenvoller Angespanntheit. Da die Betroffenen sich ihrer extremen Angst oft nicht bewusst sind, geben sie in der Apo- theke und beim Arzt nicht Angst, sondern Schmerzen oder Schlafstörungen als Be- schwerden an. Der Arzt leitet aufgrund dieser Symptomatik Untersuchungen ein, gelangt aber nicht zum eigentlichen Kern des Problems. Er kennt ja nicht das ganze Beschwerdebild. Laut Studien der TU Dres- den würden durchschnittlich 14,7 Lebens- jahre verstreichen, bevor eine Angststörung diagnostiziert und behandelt wird ( Quelle: Ärztezeitung, 2016). So beginnt für viele Patienten ein langer Leidensweg. Es gibt einen Ausweg Die gute Nachricht: Diese Art der Angst- störung ist gut behandelbar. Dr. Tanja Andor: „Es gibt verschiedene effektive psychotherapeutische Behandlungsmög- lichkeiten. Zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie. In der Therapie spürt man der Frage nach, wie es zur GAD kam und warum man sie nicht mehr loswird. Patienten erlernen zudem Verfahren wie die progressive Muskelentspannung. Sie sind dann in der Lage, wenn Ängste und Sorgen aufkommen, sich zu entspannen. Dann gibt es die meta kognitive Therapie: mhplusdu 02/19 | 7