Deshalb versucht das Immun- system, sie aus unserem Körper zu entfernen. Dies geschieht durch eine aktivere Darmbewegung, ver- mehrte Schleimproduktion in den Bronchien oder auch Husten. Offene Tore Unser Körper ist also bestens ausgerüstet, um sich gegen Viren, Parasiten und Bakterien zu wehren. Aber was passiert, wenn unser Immun- system geschwächt ist? Im schlimmsten Fall kann das sogar tödlich enden – wie zum Beispiel bei der Krankheit AIDS. Das HI-Virus macht es dem Immunsystem nämlich besonders schwer. Die Viren nutzen die Immunzellen selbst, um sich zu vermehren. Diese sind dadurch so geschwächt und vermindert, dass andere Erreger leichtes Spiel haben. Der Körper kann sich nicht mehr zur Wehr setzen. Aber nicht nur schwere Krankheiten können unserem Beschützer zu schaffen machen. „Auch bei gesunden Menschen gibt es Faktoren, die das Immunsystem negativ beeinflussen kön- nen: zum Beispiel chronischer Stress“, so Prof. Dr. Watzl. „Denn unsere Immunzellen besitzen Rezeptoren für Neurotransmitter, sind also emp- fänglich für Signale und Botenstoffe des Gehirns.“ Feuern diese aber unter fortlaufendem Stress, wird auch unser Immunsystem überstrapaziert. Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Kraft unseres Abwehrsystems beeinflusst, ist eine gesunde Ernährung: „Das Immunsystem ist ein Organ, das sehr viel Energie verbraucht. Ist die Energie- zufuhr unzureichend oder einseitig, kann auch das Defekte beim Immunsystem hervorrufen.“ Eine Methode, um einem geschwächten Immun- system auf die Schliche zu kommen, gibt es aber leider noch nicht. „Momentan können wir dies nur an den tatsächlichen Effekten festmachen – also ob eine Person häufiger erkrankt“, so Prof. Dr. Watzl. „Wir haben noch keine Marker entdeckt, die wir messen könnten.“ Gesunder Schmutz? Doch w ie können w ir einer Immun schwäche vorbeugen und unseren körpereigenen Beschützer stärken? „Gegen einige Erkrankun- gen gibt es wirksame Impfungen. So gelangen effektiv Zellen in den Körper, die Informationen über den jeweiligen Krank macher speichern, ohne einen schweren Krankheitsverlauf zu riskieren – zum Beispiel bei Masern, Tetanus oder Kinderlähmung.“ Andere Faktoren, die das Immunsystem bei seiner Arbeit unterstützen können, sind natürlich eine gesunde Lebensweise und das Vermeiden von Stress und Giften wie zum Beispiel Zigarettenrauch. Nachteilig für das Immunsystem sind: übertriebene Reinlich- keit und Dauerdesinfektion. „Wir gehen davon aus, dass es eine gewisse Diversität und Exposition gegen- über Krankheitserregern braucht, um das Immun- system von klein auf zu stärken“, so Prof. Dr. Watzl. Eine allzu keimfreie Umgebung kann jedoch nicht nur die Immunentwicklung schwächen, sondern auch die Ausprägung von Allergien fördern. Der Körper des Kindes muss zunächst lernen, zwischen gefährlichen und ungefährlichen Eindringlingen zu unterscheiden. „Kennt das Immunsystem ge- wisse Krankmacher nicht, reagiert es bei ungefähr- lichen Eindringlingen über.“ Hat man die Chance im Kindesalter verpasst, ist es nur sehr schwer, das Immunsystem nachhaltig zu stärken. „Eine Pille, die man zur Stärkung des gesamten Immun- systems einsetzen kann, gibt es leider nicht.“ mhplus-Service Sie wollen mehr über das Immunsystem erfahren? Am 9. November, von 20:30 bis 22:00 Uhr, haben mhplus-Versicherte die Möglichkeit, im Expertenchat ihre Fragen zu stellen. Mehr Informationen: www.mhplus.de/expertenchat 8 | mhplusdu spezial 02/20