Aus dem Erziehungsalltag Wie kommt mein Kind in den Schlaf? Bettzeit ist häufig Quengelzeit: Da wird getrödelt, geweint und einfach nicht geschlafen. Wie es mit der Bettruhe klappen kann, erklärt Corinna Herbik- Dinkheller, Ergotherapeutin und Erziehungsberaterin aus Essen. Probleme zur Schlafens- zeit – das kennen viele Eltern, oder? Rund ein Drittel der unter 5-Jäh- rigen hat Schwierigkeiten mit dem Schlafen. Manche Kinder ziehen alles in die Länge, andere weinen, stehen immer wieder auf oder wollen bei den Eltern schlafen. Die Gründe sind vielfältig und liegen oft im Säuglingsalter. Die meis- ten Babys werden in den Schlaf gewiegt oder sie trinken sich in den Schlaf. Später sollen sie alleine einschlafen, das muss gelernt werden. Wie geht ein Tag denn gut zu Ende? Der Schlafplatz sollte gemütlich sein, eine gute, kühle Schlaftemperatur haben, eventuell sind Nachtlichter sinnvoll. Wenn es dann Richtung Bettzeit geht, sollte man dem Kind schon 30 Minuten vorher Bescheid geben. Bis dahin kann es etwas Ruhiges machen, wie malen oder puzzeln. Ist die Zeit um, folgen feste Rituale, also Zähneputzen, Umziehen, Toilette und noch mal etwas trinken. Manchmal hilft es, diese Ab- läufe in kleinen Bildern deutlich zu machen. Im Bett gibt es ein Hörspiel, eine Geschichte oder die Eltern singen etwas. Zum festen Ritual gehört auch, dass die Bettzeit in der Regel beibehalten wird. Alles läuft wie besprochen, trotzdem gibt es lautstarken Protest. Was dann? Ruhig bleiben und klar formulieren, was man möchte. Entscheidend ist es, dem Kind vorher zu erklären, wie es abläuft. Generell gibt es drei Ansätze. Beim direkten Ansatz ignorieren die Eltern alle Proteste und verlassen das Zimmer. Steht das Kind auf, wird es zurückgebracht und die Eltern entfernen sich wie- der. Bei der langsamen Methode reagieren die Eltern verzögert auf den Protest, gehen noch mal ins Zimmer, erinnern an die Schlafenszeit und gehen nach kurzer Zeit wieder raus. Die Reaktionszeit auf Pro- test wird dabei immer länger. Bei der sanften Methode bleibt man in der Nähe, zum Beispiel vor dem Gitterbett, und stellt sich schlafend. Man „betüdelt“ das Kind nicht, aber zeigt Präsenz. Ganz entscheidend bei all diesen Methoden ist es, den Fokus auf das Positive zu legen. Läuft etwas gut, dann unbedingt loben. Und zwar ganz beschreibend und konkret. Zum Beispiel, wie toll das Kind seinen Schlaf- anzug angezogen oder wie ordentlich es Zähne ge- putzt hat. Positive Verstärkung ist immens wichtig und der wirksamste Schlüssel für Veränderung. Macht das Kind gut mit, kann man ruhig belohnen, etwa mit einer zusätzlichen Geschichte. Wenn keine Methode greift? Das ist ein Lernprozess. Egal, welchen Ansatz man wählt, anstrengend sind alle. Dranbleiben und nicht mal so, mal so handeln. Das Verhalten der Eltern muss vorhersehbar sein. Vielleicht führen die Eltern Tage- buch und machen sich Notizen. Die ersten Tage sind die schlimmsten, dann wird es stetig besser. Das zu lesen gibt Kraft und motiviert. Am Ende sind Eltern die Fachleute für ihre Kinder, sie wissen am besten, wie die Kinder agieren und welche Methode für sie und ihr Kind geeignet ist. mhplus-Service Wenn es um Fragen zur Gesundheit Ihrer Kinder geht, unterstützt Sie das mhplus-Eltern- telefon. Mehr dazu erfahren Sie hier: www.mhplus.de/elterntelefon mhplusdu spezial 01/21 | 21